Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.
DATA & FACTS
KÖPFE-17.05.2024
Zur Person
Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe leitet den Bereich Produktmarketing Putz- und Fassadensysteme bei Saint-Gobain Weber. Dort war er maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Markteinführung von effizienten Dämm-systemen. Aktuell begleitet er die Weiterentwicklung des ersten sortenrein trennbaren Wärmedämm-Verbundsystems weber.therm circle.

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe leitet den Bereich Produktmarketing Putz- und Fassadensysteme bei Saint-Gobain Weber. Dort war er maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Markteinführung von effizienten Dämmsystemen. Aktuell begleitet er die Weiterentwicklung des ersten sortenrein trennbaren Wärmedämm-Verbundsystems weber.therm circle.

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Kreisläufe weiterdenken

Georg J. Kolbe über den Rückbau von WDVS

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe, Leiter Produktmarketing Putz- und Fassadensysteme bei Saint-Gobain Weber, über das Potenzial kreislauffähiger Baustoffe.

Saint-Gobain Weber hat vor fünf Jahren das erste sortenrein rückbaubare, kreislauffähige Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm circle auf den Markt gebracht. Welcher Gedanke stand dahinter, und wie wurde das System im Markt angenommen?

Wir sehen uns in der Verantwortung, unsere Baustoffe hinsichtlich Einfachheit, Robustheit und Zirkularität weiterzuentwickeln. weber.therm circle verfolgt als erstes Wärmedämm-Verbundsystem konsequent den Ansatz der Rezyklierbarkeit. Alle Komponenten – Dämmstoff, Dübel, Gewebe und mineralische Putzmörtel – können nach Ende der Nutzung und Rückbau sortenrein getrennt und der Wiederverwendung oder -verwertung zugeführt werden. Dies ist ein Meilenstein in der Geschichte der WDV-Systeme, denn bei der ursprünglichen Konzeption dieser Bauart spielten Kreislauffähigkeit, Trennung und Recycling keine Rolle. Inzwischen wurden zahlreiche Bauvorhaben realisiert – von Einfamilienhäusern und Nicht-Wohngebäuden bis zu ganzen Wohnsiedlungen.

Welche Hürden galt es zu überwinden?

Bei einer Innovation, die deutlich vom bisherigen Standard abweicht, muss immer Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bei einer Alleinstellung fehlen die vergleichbaren Alternativen, zum Beispiel bei Ausschreibungen oder Vergleichsangeboten. Mangels Erfahrungswerten wurde z.B. bei der Erstzulassung vom Deutschen Institut für Bautechnik festgelegt, dass bei weber.therm circle jeweils nach 6 Metern eine Feldbegrenzungsfuge einzufügen ist. Baukonstruktiv und gestalterisch ist man immer bestrebt, Fugen auf ein Minimum zu reduzieren. Wir haben daher einen zwei Jahre dauernden Feldversuch im großen Maßstab angestoßen, um zu beweisen, dass sich unser System hinsichtlich Verformungen und Feuchteeintrag nicht signifikant von verklebten Systemen unterscheidet. Die Vorgaben für weber.therm circle wurden aufgrund der eindeutigen Messergebnisse auf 25 x 22 Meter erweitert – eine sehr auskömmliche Größe, die die Realisierung großer, fugenloser Flächen ermöglicht. Trotz dieser anfänglichen Hürden kam mit weber.therm circle das richtige System zur richtigen Zeit: Rezyklierbarkeit auf allen Ebenen wird hoffentlich in wenigen Jahren der neue Standard sein.

Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.
Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.
Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.
Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.
Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber, über Erfahrungen und Pläne mit dem sortenrein rückbaubaren, kreislauffähigen WDVS weber.therm circle.

Lassen sich die Materialien aus dem System nach Rückbau auf gleichem Niveau weiterverwenden?

Aktuell ist eine Wiederverwertung möglich. Unser erklärtes Ziel ist aber eine Wiederverwendung aller Systembestandteile. Im Rahmen des EU-Förderprogramms „Drastic“ erforscht Saint-Gobain Weber aktuell die Möglichkeiten, die einzelnen Komponenten direkt wiederzuverwenden und so CO2-Emissionen noch weiter zu reduzieren – und dies auch wissenschaftlich zu belegen.

Ist weber.therm circle auf die Ertüchtigung des Bestands beschränkt?

Nein, das System ist für Planende gerade durch seine Universalität interessant. Es eignet sich sowohl für massive als auch für leichte Konstruktionen und Aufdopplungen. Aktuell haben wir ein Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen, bei dem Fertighauslösungen aus den 1970er Jahren mithilfe unseres kreislauffähigen Zero-Waste-Systems revitalisiert wurden. Unser Ziel sind einfache, wirtschaftliche und hocheffiziente zirkuläre Lösungen für Neubau, Sanierung und gegebenenfalls die zweite Sanierung.

weber.therm circle wurde als vollmineralisches System entwickelt. Wie sieht es mit anderen Dämmstoffen aus?

Im März 2024 haben wir erstmals eine Variante von weber.therm circle mit Holzfaser-Dämmplatten vorgestellt. Diese zweite Generation von weber.therm circle bietet allen Planenden die Möglichkeit, nicht nur kreislauffähig, sondern auch mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz zu bauen. Daneben gibt es weiterhin die Variante mit Mineralwolle. Wir plädieren für ein Nebeneinander verschiedener Bauweisen, denn es gibt nicht einen Ansatz, der alles lösen kann.