DATA & FACTS
BAUTEN-21.01.2024
Daten + Fakten

Objekt: Einfamilienhaus, Köln Niehl

Bauherr: Familie Kurz

Architekt: Till Robin Kurz

Tragwerksplanung: Ertl Tragwerk GmbH & Co.KG, Bonn

Rohbau: EB Bau, Köln

Maurerarbeiten: Fugmann Bauprojekte, Waldbröl

Äußere Schreinerarbeiten: Theo Häck, Köln

Innere Schreinerarbeiten: Peter Gutjahr, Köln

Dachdeckerarbeiten: Mierau Dach GmbH

Fotograf: Robinson Tilly, Till Kurz

Damit wurde gebaut

Vormauermörtel: weber.mix 626 KS, Zementgrau M5

Wassersperrputz: weber.tec 934

 

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Ein adäquates Minimum

Wohnhaus K18: Bewusster Umgang mit Raum und Ressourcen

Wie ein zeitgenössisches Einfamilienhaus eine gewachsene Siedlungsstruktur gezielt verdichtet und sich dabei ganz selbstverständlich in die kleinteilige, historische Bebauung einfügt.

Eine gelungene Nachverdichtung wertet nicht nur das vorhandene städtebauliche Gefüge auf, sondern ist gleichzeitig respektvoll gegenüber dem historischen Kontext und ressourcenschonend im Umgang mit vorhandenen Baumaterialien und freien Bodenflächen. Damit einher geht, dass der Wohnflächenbedarf bewusst hinterfragt und auf ein angemessenes Minimum reduziert wird – wie bei dem Neubau K18 in Köln.

Gewachsene Struktur und zeitgenössische Architektur

Das neu gebaute Haus K18 steht in dem ehemaligen Fischerdorf Niehl, inzwischen ein Stadtteil von Köln, direkt am Rhein gelegen. Der einstige Charakter des Dorfes ist in den baulichen Strukturen vereinzelt noch erkennbar, auch wenn die meist ein- bis zweigeschossige, historische Bebauung mit nur wenig Feingefühl von den baulichen Maßstabssprüngen der letzten Jahrzehnte flankiert wird. Zwischen der alten, kleinteiligen Dorfstruktur und den neuzeitlichen, mehrgeschossigen Gebäuden entsteht so eine spürbare Spannung.  Um ihr entgegenzuwirken platzierte der Architekt Till Robin Kurz den traufständigen Neubau sensibel und zugleich selbstbewusst in die vorhandene Siedlungsstruktur. Sowohl die Dachform als auch die Klinkerfassade orientieren sich an den historischen Vorbildern, ohne dass der Neubau dabei seine zeitgemäße Eigenständigkeit verliert.

Fotos: Robinson Tilly
Foto: Till Kurz
Foto: Robinson Tilly
Foto: Till Kurz

Ressourcenschonend an das Vergangene erinnern

Für die Errichtung seines Einfamilienhauses ließ Till Robin Kurz ein Fischerhäuschen zurückbauen, das sich als baufällig, dunkel und zu klein für seine dreiköpfige Familie erwies. Die Grundfläche des mit einem Satteldach gekrönten, dreigeschossigen Neubaus beträgt nur fünf mal elf Metern und hätte das schmale, rechteckige Grundstück in seiner gesamten Tiefe ausgefüllt. Durch den Zukauf eines Nachbargrundstücks konnten zwei kleine Außenräume an beiden Giebelseiten ergänzt werden, die als Puffer zur bebauten Umgebung dienen und an der Nordseite einen kleinen Vorplatz zum Eingang hin schaffen.

An den Vorgängerbau erinnern bewusst die alten Backsteine, die vor dem Abriss geborgen, gesäubert und für die Wiederverwendung eingelagert wurden. Sie bilden nun die äußere Mauerschale des Neubaus sowie die Einfassung des Vorplatzes. Als reizvollen Kontrast zum vielfältigen Farbspiel und rauen Erscheinungsbild der Abbruchziegel wählte der Architekt präzise bearbeitete, weiße Betonfertigteile, die als Fenstersturzausbildung und für die Fensterbänke sowie für die in die Einfriedungsmauer integrierte Sitzbank verwendet wurden.

Auf ein Mindestmaß reduziert

Das Raumprogramm für die dreiköpfige Familie orientiert sich zwar an zeitgemäßen Ansprüchen, reduziert den Wohnflächenbedarf jedoch auf ein angemessenes Minimum von rund 92 m2. Das Haus wird über den Vorplatz an der Nordseite betreten und empfängt den Besuchenden direkt im Wohnbereich. Zwischen dem Wohnzimmer und dem Koch- und Essbereich sind die Treppe und ein kleines Gästebad achsensymmetrisch angeordnet, um einerseits als Übergang zwischen den Bereichen zu fungieren und andererseits die Erschließung der weiteren Geschosse zu ermöglichen. Die Wohnküche überrascht durch Raumhöhe und damit verbunden einen geräumigen Luftraum. Während die Dreigeschossigkeit an der Nordfassade ablesbar ist, arbeitet die Südfassade mit hochrechteckigen Fensterformaten, um den Luftraum abzubilden und ihn mit Licht zu fluten. 

Eine gewendelte Treppe, die wie aus einem Massiv geschlagen wirkt, führt in das Obergeschoss. Hier befinden sich das Schlafzimmer und eine Galerie, die den Blick auf den Koch- und Essbereich sowie auf die Terrasse freigibt. Das Dachgeschoss bietet Platz für zwei weitere ausgebaute Zimmer und ein Duschbad.

Der Großteil der Wände ist als raumhaltige Schale konstruiert, sodass Sitzgelegenheiten und Einbauschränke integriert werden – reduziert auf das Wesentliche und ohne ablenkende Möbelstücke. Waschbecken, Wasserausläufe, Schwellen und Fensterbänke sind allesamt individuell gefertigt. Genau wie außen überzeugt also auch das Innere des Einfamilienhauses mit seinem durchdachten Detailierungsgrad und einer minimalistischen Anmutung mit nachhaltigem Tiefgang.