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TECHNIK-01.10.2012
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Strahlend weiß statt algengrün

Fassadenputz: Pilze und Algen vermeiden

Bei WDVS haben Architekten die Wahl zwischen mineralischen und organischen Oberputzen. Ein wichtiges Kriterium: die Beständigkeit gegen Algen- und Pilzbewuchs.

Bei der Endbeschichtung von Wärmedämm-Verbundsystemen haben Architekten die Wahl zwischen mineralischen und organischen Oberputzen. Ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung ist die Beständigkeit gegen Algen- und Pilzbewuchs.

Ein Wärmedämm-Verbundsystem ist eine langfristige Investition. Dabei kommt es nicht nur auf die Leistungsfähigkeit des Dämmstoffs an. Eine passende Oberbeschichtung garantiert eine langfristig saubere und optisch ansprechende Fassade. Doch immer wieder kommt es vor, dass Putzoberflächen nach kurzer Zeit von Algen und Pilzen befallen werden. Der grünliche Bewuchs selbst schränkt zwar die Funktionstüchtigkeit nicht ein, beeinträchtigt aber das Aussehen und führt häufig zu Streit mit dem Auftraggeber. Das Wachstum wird vor allem durch das Vorhandensein von Feuchtigkeit beeinflusst. Es gilt der Grundsatz: „Was trocken bleibt, bleibt algenfrei.“ Eine Möglichkeit der Vorbeugung sind konstruktive Maßnahmen wie Dachüberstände oder ausreichend dimensionierte Attikaabdeckungen. Eine entscheidende Rolle spielt auch die Wahl der Fassadenbeschichtung.

Mineralische Putze: natürlich und dauerhaft

Mineralische Putze haben sich seit Jahrhunderten bewährt und werden seit über 40 Jahren auch auf Wärmedämm-Verbundsystemen erfolgreich eingesetzt. Sie gelten nicht nur aus ästhetischer Sicht als Klassiker, sondern sind zudem besonders widerstandsfähig und witterungsbeständig. Durch einen hohen pH-Wert bieten sie einen natürlichen Schutz vor Bewuchs. Dickschichtige Aufbauten, wie sie z.B. bei Kratzputzsystemen üblich sind, verfügen über eine Wärmespeicherfähigkeit und verringern dadurch die Tauwasserbildung. Vor allem aber sind mineralische Putzoberflächen hydrophil. Sie nehmen Feuchtigkeit vorübergehend auf und geben sie später kontinuierlich wieder ab. Die Putzoberfläche ist somit kurz nach der Beregnung wieder trocken. Algen und Pilzen wird das Wasser, und damit die Lebensgrundlage entzogen. So lässt sich die Gefahr des Bewuchses allein durch die Auswahl eines mineralischen Systems erheblich minimieren.

Organische Putze: bauphysikalisch schwieriger

Putze auf der Basis organischer Bindemittel bestechen durch eine große Farbenvielfalt, die auch kräftig leuchtende Töne umfasst. Sie sind zudem leicht und schnell zu verarbeiten und verfügen daher am Markt über eine große Akzeptanz. Doch in Bezug auf die Resistenz gegen Algen- und Pilzbewuchs sind die Eigenschaften herkömmlicher, organisch gebundener Dünnschichtputze alles andere als ideal. Sie werden üblicherweise hydrophob, also wasserabweisend, ausgerüstet und mit Bioziden gegen die Ansiedlung von Pilzen und Algen geschützt. Doch die giftigen Chemikalien werden vom Regen ausgewaschen und gefährden Grund- und Fließgewässer. Gleichzeitig verliert die Fassadenoberfläche mit der Zeit ihre Schutzwirkung. Um die Fassade dauerhaft sauber zu halten, muss periodisch ein erneuter biozidhaltiger Anstrich erfolgen. Doch bauphysikalisch betrachtet werden Putze und WDVS durch Dispersionsfarben nicht besser. Denn mit jedem organischen Anstrich bleibt Tauwasser länger auf der Fassade.

Physikalischer Schutz auch für organische Systeme

Eine Alternative bietet eine von Saint-Gobain Weber entwickelte AquaBalance-Technologie. Sie greift das hydrophile Prinzip mineralischer Putze auf und verstärkt es. Wassertropfen auf der Fassadenoberfläche werden gedehnt und somit die Verdunstungs- und Angriffsfläche erhöht. Gleichzeitig verfügen die Putze über eine ausgeprägte Kapillaraktivität, wodurch das Wasser von der obersten Putzlage gezogen und erst später, während der nächsten Trockenphase, wieder abgegeben wird. Auch organisch abbindende Dispersionsputze lassen sich so mit den feuchteregulierenden, hydophilen Eigenschaften mineralischer Putze ausstatten und sind damit ebenso widerstandsfähig gegenüber Algen und Pilzen wie ihre mineralischen Pendants.