Brandschutzputz ertüchtigt Bestandsdecken
Kann ein Putzauftrag den Ausschlag geben zwischen Abriss und Erhalt eines Gebäudes? Manchmal ja. Schlanke Brandschutzputzsysteme erhöhen den Feuerwiderstand von Decken, Stützen und Pfeilern im Bestand und wahren gleichzeitig die Gebäude-Ästhetik.
Sollen Bestandsgebäude saniert und umgenutzt werden, sehen sich Planende oft mit der Aufgabe konfrontiert, sowohl den Brandschutzanforderungen zu genügen als auch die Ästhetik des Gebäudes zu wahren. Betondecken aus den 50er- und 60er-Jahren beispielsweise weisen vielfach nur Dicken von 8 bis 12 Zentimeter auf, während heute mindestens 25 Zentimeter Standard sind, um einen ausreichenden Feuerwiderstand zu gewährleisten. Ohne entsprechende Maßnahmen kann dies im Brandfall zu einem Versagen der tragenden Konstruktion führen. Doch ein Abriss alter Betonbauwerke bedeutet, große Mengen an grauer Energie zu verschwenden.
Höherer Feuerwiderstand für Bauteile aus Beton und Stahl
Bauteile werden entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer in verschiedene Feuerwiderstandsklassen eingeteilt. In Deutschland erfolgt die Klassifizierung derzeit entweder noch nach der deutschen Norm DIN 4102-2 oder nach der europäischen Norm DIN EN 13501-2, die die deutsche Norm mittelfristig ablösen wird. Die DIN 4102-2 unterscheidet die Feuerwiderstandsklassen F 30, F 60, F 90 F 120 und F 180, wobei die Zahl angibt, wie viele Minuten das Bauteil dem Feuer Widerstand leisten kann. Die DIN EN 13501-2 ist detaillierter, sie erlaubt es, beim Feuerwiderstand für jedes Bauteil den drei Eigenschaften Tragfähigkeit (R), Raumabschluss (E) und Wärmedämmung (I) einen Wert auf einer zehnstufigen Skala von 15 bis 360 Minuten zuzuordnen.
Mit dem Aufbringen eines modernen Brandschutzputzes lässt sich der Feuerwiderstand von Bauteilen bereits mit geringen Schichtdicken an die gesetzlichen Vorgaben der jeweiligen Gebäudeklasse anpassen. Die einfache Maßnahme schützt Konstruktionen im Brandfall länger vor Überlastung, damit alle Bewohner das Gebäude verlassen können. Die speziellen Putze entwickeln im Brandfall eine isolierende Schutzschicht, die den Durchtritt von Hitze und Flammen auf die dahinter liegenden Materialien stark verlangsamt. Das Material wird mittels Nassspritzverfahren auf die Bauteile aufgetragen und haftet auf unterschiedlichen Materialien wie Beton und Stahl. In den meisten Fällen ist kein Armierungsgewebe notwendig.
Schlanke Brandschutzputze bewahren Ästhetik
Soll eine möglichst geringe Einschränkung des umbauten Raums erzielt werden, empfiehlt sich der Einsatz besonders schlanker Brandschutzputz-Systeme. Aktuelle Entwicklungen bieten mit minimalen Auftragsstärken eine ausgezeichnete Feuerresistenz, die jene von Beton deutlich übertrifft. Je nach Putz reicht bereits eine Schicht von 10 bis 30 Millimetern aus, um den Widerstand des Bauteils gegen Feuer deutlich zu erhöhen. Das Raumvolumen wird somit nur geringfügig beeinflusst. Generell sollten nur geprüfte Brandschutzputze zum Einsatz kommen, deren Feuerwiderstand durch europäische Zulassungen belegt ist und in verschiedenen Brandtests bestätigt wurde. Um die Mindestputzdicke zu ermitteln, müssen Planende das Bauteil, den erforderlichen Feuerwiderstand sowie den Brandschutz der Bestandskonstruktion berücksichtigen.
Gestaltungsvielfalt mit und ohne Finish
Aufgrund ihrer mineralischen Zusammensetzung sind Brandschutzputze insbesondere für denkmalgeschützte Objekte geeignet. Auch ohne zusätzliches Finish ermöglichen sie durch eine Vielfalt an Oberflächenstrukturen flexible Gestaltungsoptionen. Je nach gewünschter Ästhetik kann die Oberfläche spritzrau belassen, geglättet oder gefilzt werden. Optional lassen sich weitere Putzschichten, Fliesen oder Schutzanstriche aufbringen.