Bauwerksabdichtung: Welche Verfahren eignen sich?
Bei der Bauwerksabdichtung zählt das richtige Verfahren: Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung, Reaktivabdichtung, KSK-Bahnen oder Schleierinjektion.
Die Abdichtung von Gebäuden fällt für die meisten Architekten eher unter „Pflicht“ als unter „Kür“. Das Thema ist komplex und erfordert ein hohes Maß an Spezial- bzw. Detailwissen. Gleichzeitig handelt es sich aber um die Basis jeder sicheren Bauwerksausführung. Werden bezüglich des Materials die falschen Entscheidungen getroffen, kann das negative Folgen für die gesamte Bausubstanz haben. Und Architekten werden in diesem Kontext zunehmend in die Pflicht genommen.
Basisinformationen für Neubau und Sanierung
Generell existiert für jeden Anwendungsfall ein sicheres Abdichtungsverfahren. Die richtige Wahl ist von den örtlichen Gegebenheiten und dem jeweiligen Objekt abhängig. Einen zuverlässigen Leitfaden sowohl bei Neubau- als auch bei Sanierungsprojekten bietet zunächst die DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“. Hinsichtlich der Ausführung ist die Norm jedoch nur für Neubauten geeignet. Das WTA-Merkblatt 4-6-05/D „Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile“ liefert die relevanten Informationen im Sanierungsfall. Demnach sollte auch eine nachträgliche Abdichtung – wenn es die baulichen Voraussetzungen erlauben – möglichst von außen ausgeführt werden.
Flexibel einsetzbar:
Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen
Als Abdichtungsmaterial für ganz unterschiedliche Lastfälle haben sich seit vielen Jahren kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (PMBC) bewährt. In der DIN 18533 sind sie seit der Ausgabe 2000 von Bodenfeuchte bis zu drückendem Wasser (bis 3m Eintauchtiefe) geregelt. Die 1- oder 2-komponentigen Materialien eignen sich für nahezu alle mineralischen Untergründe. Auch können PMBC unter Estrichen zur Zwischenabdichtung von Nass- und Feuchträumen eingesetzt werden. Nicht zuletzt lassen sie sich für die Verklebung von Perimeterdämm- und Schutzplatten aus XPS auf der durchgetrockneten Abdichtung nutzen.
Neben dem breitgefächerten Anwendungsspektrum zeichnen sich PMBC vor allem durch eine einfache Verarbeitung ohne Nähte und Fugen sowie einen vollflächigen Haftverbund zum Untergrund aus. Sie wirken dabei rissüberbrückend und sind bereits nach wenigen Stunden regenfest.
Witterungsunabhängige Lösung: Reaktivabdichtung
In der Winterzeit, bei schlechter Witterung und niedrigen Temperaturen sind Abdichtungsarbeiten besonders schwer zu planen – erst recht, wenn es sich um ein zeitkritisches Objekt handelt. In solchen Fällen bieten sich schnell abbindende, bitumenfreie Dickbeschichtungen an. Die bitumenfreie Reaktivabdichtung weber.tec Superflex D 24 beispielsweise trocknet in einem Temperaturspektrum von 3 bis 30 °C witterungsunabhängig innerhalb von 24 Stunden. Dabei sind Dickbeschichtungen ähnlich leicht zu verarbeiten wie PMBC. Teils eignen sie sich auch für die Sanierung defekter Altbitumenflächen. Im patentierten System können sie gleichzeitig als Haftbrücke und Neuabdichtung eingesetzt werden.
Wenn es schnell gehen muss: KSK-Bahnen
Neben den zuvor beschriebenen Spachtelabdichtungen sieht die DIN 18533 im Teil 2 auch bahnenförmige Abdichtungen vor, die durch Verschweißen mit einem Brenner aufgebracht werden. Zudem sind Dichtungsbahnen im Kaltselbstklebeverfahren – kurz: KSK-Bahnen – Bestandteil der Norm. Sie bestehen in der Regel aus kunststoffmodifiziertem, selbstklebendem Bitumen, das einseitig auf einer reißfesten Trägerfolie aufgebracht ist. KSK-Bahnen eignen sich zur Abdichtung von Wand- und Bodenflächen bei Bodenfeuchte und nicht stauendem Sickerwasser. Im Unterschied zu anderen Abdichtungsstoffen sind sie bereits unmittelbar nach der Verklebung wasserundurchlässig und mechanisch belastbar. Entsprechend kann ohne Zeitverzögerung mit dem Aufbringen des Abdichtungsschutzes und dem Verfüllen der Baugrube begonnen werden.
Nachträgliche Abdichtung von innen: Schleierinjektionen
Ausschließlich bei Sanierungen sinnvoll ist die Abdichtung mit Schleierinjektionen. Daher wird diese Vorgehensweise lediglich im WTA-Merkblatt beschrieben. Sie kommt zur Anwendung, wenn bei Lastfällen von Bodenfeuchte bis zu drückendem Wasser das Aufgraben undichter Bauteile zu aufwändig oder gar unmöglich ist. Dabei werden innenseitig spezielle Schleiergele injiziert, die auf der Außenseite für eine wasserundurchlässige Schicht sorgen. Idealerweise werden dabei auch die Poren und Hohlräume des umgebenden Erdreichs ausgefüllt. Durch den etwaigen Kontakt mit Grund- oder Sickerwasser dürfen nur Materialen verwendet werden, die über eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung verfügen.
Somit bildet die Wahl des richtigen Abdichtungsverfahrens eine gute Grundlage für die sichere Bauwerksabdichtung. Daneben sollte vor allem der Untergrundvorbereitung durch den beauftragten Handwerker sowie flankierenden Maßnahmen wie dem Einbau einer nachträglichen Horizontalsperre besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.