Mehr Sicherheit bei der Gebäudeabdichtung
Viele Menschen stecken das Ersparte eines Lebens in ihr Einfamilienhaus. Umso bitterer ist es dann, wenn dieses nach den immer häufiger auftretenden Starkregen- und Hochwasserereignissen schwere Schäden an der Bausubstanz aufweist. Dies unterstreicht die zentrale Rolle der Gebäudeabdichtung in der Planung.
In der Vergangenheit setzte man bei flüssig zu verarbeitenden Abdichtungen für Bauteile, die in direktem Kontakt mit dem Erdreich stehen, vorwiegend auf Bitumen als Bindemittel. Mittlerweile wird die traditionelle Bitumen-Dickbeschichtung immer häufiger durch bitumenfreie Reaktivabdichtungen, sogenannte flexible polymermodifizierte Dickbeschichtungen (FPD), ersetzt. Diese bestehen aus einer Kunststoff-Mörtel-Kombination und bieten eine moderne und langlebige Lösung für die Gebäudeabdichtung.
Witterungsunabhängiges und wirtschaftliches Abdichtungsmaterial
Gerade im Winter, bei feuchter Witterung und niedrigen Temperaturen haben sich FPD als zuverlässige Lösung für die Gebäudeabdichtung etabliert. Denn in der nasskalten Jahreszeit bieten schnell abbindende, bitumenfreie Dickbeschichtungen mehr Planungs- und Ausführungssicherheit. Auf dem Markt werden Reaktivabdichtungen angeboten, die bereits bei Verarbeitungstemperaturen ab +3 °C witterungsunabhängig und schnell durchtrocknen. Auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit bieten FPD zahlreiche Vorteile: Sie sind effizient in der Anwendung und überputzbar, was bei einschaligem Mauerwerk Materialwechsel speziell im Sockelbereich überflüssig macht. Außerdem weisen Reaktivabdichtungen wie die bitumenfreie Dickbeschichtung weber.tec Superflex D 24 eine verbesserte Haftung auf und bieten eine erhöhte Ausführungssicherheit beispielsweise beim Anschluss bodentiefer Fenster.
DIN 18533: Erweiterung schafft Rechtssicherheit
Bisher musste der Einsatz von FPD als von der Norm abweichende Ausführung ausdrücklich vertraglich vereinbart werden. Diese Hinweispflicht wird zukünftig entfallen, denn der aktuelle Entwurf zur Erweiterung der im Jahr 2017 veröffentlichten Norm DIN 18533, die die Abdichtung erdberührter Bauteile regelt, schließt die bewährte Abdichtungsbauart zukünftig mit ein. Im Zuge der Erweiterung werden die Anforderungen an FPD wie bei den übrigen Abdichtungsarten (flüssig zu verarbeitende Abdichtungen auf Bitumenbasis und bahnenförmige Abdichtungen) nach der jeweiligen Wassereinwirkungsklasse formuliert. Zweikomponentige polymermodifizierte Dickbeschichtungen dürfen demnach zukünftig ohne Sondervereinbarung auch bei drückendem Wasser zur Bauwerksabdichtung eingesetzt werden. Einkomponentige FPD sind nach der Norm nur bei Bodenfeuchte geregelt. Der Einbau einer Verstärkungseinlage, wie er von Weber bereits in der Vergangenheit empfohlen wurde, wird mit der Änderung der Norm verpflichtend.
Relevanz für die Gebäudesanierung
Auch wenn die Vorgaben der Norm nur für den Neubaubereich Gültigkeit haben, bieten sie doch wichtige Orientierung in der Bestandssanierung. Gerade hier haben sich Reaktivabdichtungen in der Vergangenheit als besonders wertvoll für die Gebäudeabdichtung erwiesen. Aufgrund ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an objektspezifische Gegebenheiten kommen FPD besonders häufig zum Einsatz, wenn es um Sonderlösungen geht. Entsprechend wurden die Neuerungen der Norm aktuell auch in das WTA-Merkblatt 4-6 („Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile“) eingearbeitet, der Entwurf des Merkblattes wurde im März 2024 veröffentlicht.
DIN 18533 – Status Quo
Die Einspruchsfrist für den Gelbdruck endete im Januar 2024. Sobald der Normungsausschuss die Einsprüche abgearbeitet hat, erhält die erweiterte Norm für die Gebäudeabdichtung mit Veröffentlichung des Weißdrucks allgemeine Gültigkeit.