DATA & FACTS
EXKURS-01.10.2021
Gefällt dir der Beitrag? Jetzt teilen!
Wertvoll bauen

Ist Low-Tech-Architektur wertvolle Architektur?

Welche Werte sollten wir in Zukunft beim Bauen zum Maßstab erheben? Und was macht eine wertvolle Wandkonstruktion aus? Eine Initiative gibt Antworten.

Aktuelle Entwicklungen wie Klimaveränderung und Pandemie verändern Perspektiven. Sie schärfen den Blick auf das, was wichtig ist. Auch die Architektur erfährt durch gesellschaftliche Umbrüche einen Wertewandel. Was genau macht Gebäude eigentlich wertvoll und zukunftsorientiert und wie lässt sich dies technisch umsetzen?

Wand, massiv, Besenstrich, WDVS
Leichtbau kann viele Probleme des zeitgemäßen Bauens lösen. Doch nicht immer ist es die angemessene Lösung.

Dieser Frage widmen sich Saint-Gobain Weber und der Markenverbund mittelständischer Kalksandsteinhersteller, KS-Original, mit ihrer Initiative „Wertvolle Wand“: Gemeinsam definieren sie bauliche Werte anhand des Bauteils Wand mit dem Ziel, wertvolles Bauen als neuen ganzheitlichen Bewertungsmaßstab in der Architektur und Baubranche zu etablieren. Dabei gehen sie neben funktionalen Qualitäten der Wandkonstruktion wie Tragfähigkeit, Schallschutz, Kälte- und Hitzeschutz sowie Brandschutz insbesondere auch auf die Nachhaltigkeit einer Außenwand ein.

Bauwerke – die Materiallager von morgen

Obwohl Immobilien eine langfristige Investition sind, durchlaufen sie im Laufe ihres Lebens Veränderungen wie An- oder Umbauten, in deren Prozess Bestandteile des Gebäudes rückgebaut werden müssen. Während solcher Maßnahmen, spätestens aber am Ende der Nutzungsdauer, werden die Baustoffe meist gemischt entsorgt und sind damit für eine weitere Nutzung im Hochbau verloren. Dieses teure und ökologisch unbefriedigende Verfahren kann sich die Gesellschaft nicht länger leisten. Langfristiges Ziel muss es sein, Gebäude – ganz im Sinne der Cradle-to-Cradle-Idee – selbst als eine Art Materiallager nutzbar zu machen.

 

Rückbau leicht gemacht

Um die Lebenszyklusaufwendungen eines Gebäudes zu minimieren, ist eine bauliche Trennung von Statik, Wärmedämmung und Witterungsschutz zu empfehlen. So können die Bauteilschichten separat rückgebaut und verwertet werden. Eine praktische Umsetzung der Definition von „Wertvoller Wand“ ist eine Wandkonstruktion aus Kalksandstein und dem Wärmedamm-Verbundsystem weber.therm circle. Das tragende Mauerwerk aus Kalksandstein ist zu 100 Prozent wiederverwertbar. Recycelt kommt das Material unter anderem im Straßenbau oder als Vegetationsbaustoff zum Einsatz – sortenrein sogar zur Herstellung neuer Steine. Die wärmedämmende Funktion sowie den Witterungsschutz übernimmt weber.therm circle. Standen Wärmedämm-Verbundsysteme wie alle Verbundbauweisen lange Zeit wegen der fehlenden Möglichkeit zur Trennung und zum Recycling in der Kritik, ermöglicht dieses neuartige WDVS erstmals einen sortenreinen Rückbau sowie die Wiederverwertung der Bestandteile.

Wandkonstruktion, WDVS, Recycling, wertvoll
weber.therm circle ist das erste recyclingfähige WDV-System. Es kann ein Element des wertvollen Bauens sein.

Low-Tech-System

Technisch wird dies durch einfache Maßnahmen erreicht: Die Mineralwolle-Dämmplatten werden ohne Klebemörtel mit Schraubdübeln am Untergrund befes-tigt. Der Verzicht auf eine Verklebung sowie ein in den speziell entwickelten Grundputz eingebettetes Separationsgewebe sorgen dafür, dass das System wieder vollständig getrennt werden kann. Beim Rückbau wird die Putzschicht rasterförmig eingeschnitten und dann das Separationsgewebe mitsamt der Putzschale bahnenweise abgezogen. Die demontierten Bauteile – Dämmstoff, Dübel, Gewebe und mineralische Putzmörtel – werden separat gesammelt und als sortenreine Rohstoffe einer neuen Nutzung zugeführt. Die Mineralwolle kann in die direkte Wiederverwertung gehen und findet eine neue Aufgabe z.B. als Dämmstoff in Gebäudetrennfugen oder geflockt als Einblasdämmung. Der Putz wird zermahlen und als Zugabe in untergeordneten mineralischen Baustoffen verwendet. Auch das Gewebe wird zerkleinert und beispielsweise zur Verstärkung von Kunststoff-Bauteilen verwendet. Die Stahlschrauben werden nach der Trennung von der Polyamid-Ummantelung eingeschmolzen und für neue Stahlprodukte verwendet. Und der Dübelkunststoff findet beispielsweise als Druckunterlage für die Fremdmontage an WDV-Systemen einen neuen Einsatzzweck.

 

Weiterführende Links:

https://wertvollewand.de/