DATA & FACTS
BAUTEN-01.05.2012
Datum + Fakten

Objekt: Neubau Internistisches Zentrum am Universitätsklinikum Erlangen

Bauherr: Freistaat Bayern

Architekten: Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten, München (LP 2-5, LP 6+7 teilweise), Corriolu + Bless Büro für Bau- + Projektmanagement GmbH + Co. KG, Untersiemau (LP 6+7 teilweise, LP 8)

Fotograf: Massimo Fiorito, München

Damit wurde gebaut

Fliesenverlegeprodukte und Bauwerksabdichung: Saint-Gobain Weber

Glasprodukte: Saint-Gobain Glass

Fliesenprogramm: Villeroy & Boch / Vitra Arkitekt Color

Bodenfliesen: Agrob Buchtal

Pharmaterrazzo: Barit

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Freundlich & funktional

Uniklinik Erlangen mit gesundheitsförderndem Neubau

Beim Neubau des Internistischen Zentrums der Uniklinik Erlangen gelang den Architekten ein effizienter Krankenhausbau zum Wohlfühlen.

Das Universitätsklinikum Erlangen ist ein Klinikum der Maximalversorgungsstufe und das größte der drei Erlanger Stadtkrankenhäuser. Die Lage des Klinikums in der Innenstadt ist für Patienten und Besucher äußerst attraktiv. Erlangen verbindet den Charme eines barocken Universitätsstädtchens mit der Dynamik einer modernen Großstadt. Nur wenige Schritte vom Klinikum entfernt pulsiert das Leben mit Fußgängerzone, vielen Geschäften und Lokalen. Die meisten Einrichtungen des Klinikums gruppieren sich um den malerischen Park des alten Markgrafen-Schlosses. Von dort zieht sich ein breiter Grünstreifen durch das gesamte Klinikareal. Die Anlagen sind für Bürger, Studierende und Genesende eine beliebte Oase der Erholung.

Alles unter einem Dach

Im nördlichen Abschnitt dieses heterogenen Geländes wurde im September 2011 mit dem zweiten Bauabschnitt des Internistischen Zentrums eine der größten Baustellen des Erlanger Klinikums fertiggestellt. Die Münchener Architekten Brechensbauer Weinhart + Partner hatten ein umfangreiches Raumprogramm mit über 18.000 Quadratmetern Nutzfläche zu meistern. Seit der Eröffnung sind erstmals alle internistischen Kliniken zusammen mit der Hautklinik, der Nuklearmedizin und der Radiologie in einem funktional und wirtschaftlich zu betreibenden Gebäude untergebracht. Sechs Ambulanzen, 175 Betten, 30 tagesklinische und 16 Dialyseplätze sowie Klinikleitungen und Verwaltung haben in dem Gebäudekomplex Platz gefunden. Über die zentrale Patienten- und Notaufnahme werden Abläufe optimiert und Wartezeiten verkürzt. Eine große Cafeteria mit Außenterrasse und eine modern gestaltete Kapelle runden das Angebot für Patienten ab.

Im Rahmen der Baumaßnahme wurde zusätzlich ein neues Hörsaalgebäude mit Seminarräumen und zwei Hörsälen für insgesamt 600 Studierende der Medizin errichtet. Alle Neubauten gruppieren sich um einen mit Bäumen und Sitzmöglichkeiten gestalteten Platz und bilden damit die neue Mitte der Klinik. Zukünftig wird außerdem unter dem weiter nördlich entstehenden Forschungsgebäude hindurch eine offene Fußwegverbindung zum Grünzug am Flüsschen Schwabach und weiter zum Erlanger Burgberg entstehen.

Viel Tageslicht

Sichtbare Schlagader des neuen Klinikkomplexes ist die lichtdurchflutete Magistrale. Parallel zum Gebäude entwarfen die Architekten eine aufgeständerte, vom Baukörper losgelöste Stahlkonstruktion, die eine natürliche Belüftung und Belichtung der dahinterliegenden Funktionsbereiche im Ober- und Untergeschoss ermöglicht. Der Besucher betritt das Internistische Zentrum über ein arkadenähnliches, großzügiges und helles Entrée unter der Magistrale. Freitragende Treppen und gläserne Aufzüge über vier Stockwerke erzeugen ein Gefühl von Weite, das so gar nicht zu den gängigen Bildern von endlosen beklemmenden Krankenhausfluren passt. Auch in den anschließenden Funktions- und Bettentrakten haben die Architekten konsequent auf Offenheit und Außenkontakt geachtet. Zahlreiche begrünte Höfe zerschneiden den ansonsten kompakten Gebäudekomplex und bringen Tageslicht bis tief in das Innere. Ein Großteil der Patientenzimmer ist mit einer eigenen Loggia ausgestattet und im Grundriss gekippt, so dass sich die Fensterfront Richtung Park öffnet.

Zurückhaltung bei den Materialien

Während Stahl und Glas die dezente Gestaltung der öffentlichen Bereiche dominieren, sind die Funktions- und Pflegeräume mit warmen und freundlichen Materialien ausgestattet. Helle Holzdekore wurden von den Architekten mit einem kräftigen orangeroten Farbton für Vorhänge und ausgewählte Wandflächen kombiniert. Keramische Beläge spielen eine zentrale Rolle in diesem Materialkonzept. Die Böden der Magistrale und in der Halle sind mit Fliesen im Format 60 x 60 cm ausgelegt. Oberfläche und Farbton wurden von Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten gemeinsam mit einem Fliesenhersteller entwickelt und eigens für das Erlanger Klinikum hergestellt.

Auch in den Funktions- und Pflegebereichen trifft man immer wieder auf eine dezente Gestaltung mit Fliesen. Abgedichtet und verklebt wurden die Beläge mit Produkten von Saint-Gobain Weber. In Hygiene- und Nassräumen konnten die Architekten auf umfassende modulare Fliesenprogramme der Hersteller zurückgreifen. Durch eine große Auswahl an verschiedenen Farben, rutschhemmenden Oberflächen und Formteilen für die sichere Ausbildung von Kanten und Kehlen ließen sich diese Systeme passgenau für jeden Einsatzzweck kombinieren. Neben Wand- und Bodenflächen wurden auch bodengleiche Duschen und Ablagen in den Bädern mit Feinsteinzeug in unterschiedlichen Formaten von 5 x 5 cm bis 20 x 20 cm ausgebildet.

Keine Angst vor dem Krankenhaus

Beim Internistischen Zentrum in Erlangen haben die Architekten Konzeptstärke bis ins Detail bewiesen. Mit der gradlinigen Magistrale haben sie zunächst eine klare und mutige Form in das heterogene Umfeld gesetzt. Eine ruhige Gestaltung kennzeichnet die angrenzenden Funktions- und Pflegebereiche. Dass das Architekturbüro Brechensbauer Weinhart + Partner viel, aber nicht ausschließlich im Gesundheitsbau tätig ist, merkt man dem Entwurf deutlich an. Das Internistische Zentrum ist ein offenes und transparentes Haus, das Berührungsängste abbaut und den Aufenthalt für Patienten und Besucher angenehm macht. Diese Wirkung wird durch den ausgewogenen Einsatz von Farbe und hochwertigen Materialien wie Stahl, Glas und keramischen Belägen zusätzlich unterstützt.