DATA & FACTS
BAUTEN-01.05.2017
Daten + Fakten

Objekt: Facharztzentrum Bonn-Beuel

Bauherr: FAZ GmbH & Co KG, jetzt Swiss Life AG

Architekt: bob-architektur BDA, Köln

Generalplaner: Kreer Ingenieure, Köln

Fotograf: Olaf Rohl, Aachen

Damit wurde gebaut

WDVS: weber.therm BK 500, Wärmedämm-Verbundsystem mit keramischer Bekleidung

Dämmstoff: EPS, Stärke 180 mm, Brandriegel aus Mineralwolle-Lamellen

Ziegelriemchen: ABC Klinker, Recke (Sonderanfertigung)

Generalunternehmer: Wolff & Müller GmbH & Co. KG, Stuttgart

Ausführung Fassade: Volker Kuphal – Putz und Stuck GmbH, Ratingen

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Glanzstück

Geflieste Fassade für Facharztzentrum Bonn-Beuel

Bonn-Beuel glänzt im wahrsten Sinne des Wortes mit der neuen Bebauung und Gestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes. Auf der ehemaligen Freifläche in Rheinufernähe entstand ein modernes Facharztzentrum mit einem „Stadtbalkon“. Besonderer Blickfang ist die Fassade aus silberfarbenen Keramikfliesen, die bei Lichteinfall das Gebäude zum Leben erwecken und so die Besonderheit des Ortes betonen.

Der Bonner Stadtteil Beuel ist seit jeher bei Bewohnern, Besuchern und Investoren für seine Lebendigkeit und rheinische Gemütlichkeit beliebt. Ein reges Geschäftsleben sowie historische, begrünte Straßenzüge in der Nähe zum Rhein und zur Bonner Innenstadt sind nur einige Vorteile, die Beuel zu bieten hat. Der Konrad-Adenauer-Platz mit dem angrenzenden Rathaus ist das Herzstück des Stadtteils. Gerade dieser zentrale Platz wurde jedoch von vielen Bürgern lange Zeit als trostlos wahrgenommen. Umso wichtiger war es nach mehreren ergebnislosen Investorenverfahren, eine adäquate Lösung für die angrenzende Freifläche zwischen Rathaus und Rathausplatz zu finden. Schließlich setzte die Stadt auf einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb, aus dem der Entwurf von bob-architektur aus Köln als Sieger hervorging. Gemeinsam mit dem Generalplaner Kreer Ingenieure wurde das Konzept ab 2011 als modernes Facharztzentrum für 15 Praxen sowie medizinische Dienstleister verwirklicht. Im Erdgeschoss ergänzen Gastronomie- und Ladenflächen das Ärztezentrum und beleben den Vorplatz.

Ensemble auf schwierigem Grundstück

Das Inselgrundstück erstreckt sich wie ein Pfeil in Richtung Westen zum Konrad-Adenauer-Platz. Am östlichen Rand war es bereits mit dem aus den 1960er Jahren stammenden Rathaus, an der südlichen Grundstücksgrenze mit vier denkmalgeschützten Stadthäusern bebaut. Die Architekten machten sich zur Aufgabe, dieses Konglomerat zu einer in sich geschlossenen Komposition zu vervollständigen. Als Grundidee entwickelten sie drei markante neue Baukörper, unterschiedlich in Größe, Gestalt und Nutzung und dennoch ein geeintes Ensemble eines neuen städtischen Lebens.

Markante Gebäude und viel Freiraum

Zwei Baukörper flankieren den westlichen Eingang und bilden eine Art Tor, eine Einladung für Passanten, den neuen Ort kennenzulernen. Der kleinere der beiden beherbergt Büro- und Wohneinheiten und schließt im Süden als Kopfbau direkt an die bereits vorhandene Wohnbebauung an.

Er bringt die fragmentierte alte Blockrandbebauung zu einem Abschluss.

Der zweite Gebäudeabschnitt, das eigentliche Ärztezentrum, schließt zur nördlichen Seite mit einer klaren Raumkante ab. Der Zwischenraum dieser beiden Gebäude bildet das Zentrum des gesamten Ensembles, den sogenannten „Stadtbalkon“ mit Blick auf die Kennedybrücke. Diese erhöhte Freifläche ist seitlich über eine breite Treppe erreichbar. Der Stadtbalkon erschließt den weitläufigen parkähnlichen Grünzug. Die geschickte Anordnung des Gebäudeensembles schafft über das gesamte Grundstück den nötigen Raum und berücksichtigt den alten Baumbestand. Durch die Gebäudestruktur entstehen ausreichend Einblicke und Durchblicke, die den Stadtgarten nach außen hin öffnen. Der dritte neue Gebäudeabschnitt befindet sich im Bereich des bestehenden Rathauses. Hier ist ein transparent wirkender Pavillon entstanden. Er begrenzt das Grundstück im Osten, öffnet aber in seiner offenen Gestaltung die Blickachse zum Rathaus.

Fliesentradition mit WDVS neu belebt

In Anlehnung an typisch rheinische geflieste Fassaden haben die Architekten bei der Materialwahl die besonderen Merkmale dieser Bauweise konsequent weitergedacht. Nach Vorgabe der Architekten entwickelte der Hersteller ABC Klinker eigens für diese Fassade eine silberfarbene, dreieckige Keramikfliese mit einer Kantenlänge von 13 cm. Das ungewöhnliche Sonderformat wurde in einer Wabenform produziert, von Hand gebrochen und einzeln verklebt. Für einen dauerhaften und energieeffizienten Untergrund sorgt das Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm BK 500. Es eignet sich sowohl für das Oberflächenfinish mit keramischen Bekleidungen als auch für eine kombinierte Gestaltung mit Edelputzen. Wie eine glatte Haut überzieht das System die expressiven Formen der Gebäude. Insgesamt rund 356.000 Fliesen wurden auf die 18 cm dicke Dämmung aufgebracht.

Die Fassade spielt mit der Wirkung des Ornaments – nicht in Form von Vor- oder Rücksprüngen, sondern durch die Farbnuancen der einzelnen Keramikelemente. Die Sonneneinstrahlung beeinflusst die Reflektion der vielen, schimmernden Kacheln und schafft ein kontrastreiches Licht- und Schattenspiel. Je nach Standort des Betrachters wird die Wirkung der Fassade und dadurch die Besonderheit des Ortes immer wieder neu betont.

Um drei Ecken gedacht

Die gleichseitigen Dreiecke in der Fassadengestaltung finden sich als prägendes Symbol im gesamten Gebäudeensemble wieder. Die vollverglaste Westfassade des Ärztehauses ist im Siebdruckverfahren mit einzelnen grauen Dreiecken bedruckt – eine elegante Methode, den drohenden Vogelschlag zu vermeiden. Auf dem gesamten Areal weisen dreieckige Pfeilsymbole als Leitsystem die Wegführung. Die Kennzeichnung der Mieteinheiten in dem Wohnkomplex erfolgte ebenfalls über ein dreieckiges Motiv neben der Wohnungstür. Selbst in der Unterkonstruktion der Pavillonfassade wurde das Motiv in Form einer dreieckigen Stahlkonstruktion aufgenommen. Die wiederkehrende Umsetzung des Motivs schafft auf der einen Seite eine Vielfalt und Eigenständigkeit der Baukörper, zugleich aber auch eine Verbundenheit der Gebäude.

Neue Lebendigkeit

Wie sehr das Konzept von bob-architektur aufgegangen ist, spürt man an der urbanen Lebendigkeit, die auf dem Konrad-Adenauer-Platz auch durch die neuen Gastronomiebetriebe entstanden ist. Auf dem „Stadtbalkon“ laden 175 Sitzplätze ein, die Sonnenstunden mit Blick auf die Kennedy-brücke zu genießen. Das Gebäudeensemble lässt Beuel wortwörtlich in neuem Glanz erscheinen.