DATA & FACTS
KÖPFE-01.05.2019
Zur Person

Georg von Houwald ist Geschäftsführer bei VON HOUWALD_architekten und plant Sanierungen von Krefelder Bestandsbauten, die von Bauhaus-Architekten entworfen wurden oder sich am Bauhaus-Stil orientierten.

VON HOUWALD architekten
Roonstraße 88
47799 Krefeld

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Weichenstellung für modernes und zeitloses Bauen

Georg von Houwald über Bauhaus-Industriearchitektur

Der Krefelder Architekt spricht über die Bedeutung des Bauhaus für heutige Industriebauten und die Umnutzung des alten VerSeidAG-Industriegeländes.

Herr von Houwald, was verbindet Sie mit dem Mies van der Rohe Park?

Ich betreue den Umbau des Parks seit 2012. Aber schon 1985 habe ich ein Schülerpraktikum bei der VerSeidAG absolviert und anschließend die gesamte Entwicklung des Geländes miterlebt. Auch meine Diplomarbeit handelt von den hier entstandenen Bauten Mies van der Rohes.

Wie ordnen Sie diese Bauten ein? Sind sie wegweisend für moderne Industriearchitektur? Sind sie typisch Bauhaus?

Ja, sie sind auf jeden Fall typisch Bauhaus und zeigen eine neue, eine andere Richtung – vor allem das HE-Gebäude. Die Stahlskelettkonstruktion und die verputzte Fassade waren etwas völlig anderes als bisherige Industriebauten. Bis dahin wurde für Produktionshallen und auch für Verwaltungsgebäude meist Backstein verwendet. Durch die Bevölkerung muss angesichts dieser stark reduzierten Bauweise ein Aufschrei gegangen sein. Ich persönlich sehe das Bauhaus als Weiche für modernes und zeitloses Bauen.

Warum wurde plötzlich so anders gebaut?

Im Fall des VerSeidAG-Geländes war es das Ziel, sich von den Metropolen Paris und London abzusetzen. Das Unternehmen musste sich behaupten und wollte auffallen. Durch diese strahlend helle Architektur wurde gezeigt: „Wir sind wer.“ Das liegt unter anderem am weißen Putz, der im Sonnenlicht funkelt, und an den großen Fensterflächen. Diese Bauten brauchen keine Ornamente, um repräsentativ zu sein.

Was macht Bauhaus-Architektur für Sie aus? Wie lässt sich das auf Industriegebäude übertragen?

Das wichtigste Stichwort zum Bauhaus ist wohl „multifunktional“. Die Architektur darf nicht nur für einen Zweck geeignet sein, sondern muss flexibel sein und verschiedenen Nutzungen Raum geben. Dafür wird der Bau auf das Wesentliche reduziert. Das trifft sowohl auf Wohngebäude als auch auf Industriegebäude zu.

Inwiefern war das Bauhaus richtungsweisend für heutige Industriebauten?

Auch wenn heute im Hinblick auf die Bautechnik einiges verbessert werden könnte – etwa die Fensterlaibungen oder die Isolierung –, sind die Bauhaus-Gebäude nach wie vor sehr gut nutzbar. Denn das Bauhaus hat im Wesentlichen eine Struktur entwickelt, die immer noch zeitgemäß ist. Alles ist hell und offen. Genau so wünscht man sich seinen Arbeitsplatz auch heute noch. Und das ist das Wichtigste: Die Mitarbeiter müssen in dem Gebäude gut arbeiten und sich wohlfühlen können. Deshalb wird das Parkgelände in Zukunft auch Restaurants, Cafés und Sportflächen für Freizeitangebote beherbergen.

Gibt es andere Stile der Moderne, die die heutige Industriearchitektur derart prägten wie das Bauhaus?

Nein, das glaube ich nicht – kein Architekturstil hatte so großen Einfluss wie das Bauhaus. Es prägt uns auch heute noch.