DATA & FACTS
TECHNIK-01.05.2017
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Dauerhaft und vielseitig

Keramische Fassaden: Fliesen auf WDVS

Von der prächtigen Jugendstilfassade bis zur reduzierten Mosaikfassade der 1960er Jahre – keramische Bekleidungen haben eine reiche Bautradition und werden seit langem auch auf Wärmedämm-Verbundsystemen erfolgreich eingesetzt.

Trotz schier unendlicher Variationsmöglichkeiten hinsichtlich Größe, Oberflächenstruktur, Farbe oder Glasuren findet sich in Architektenkreisen immer wieder eine kritische Sicht auf keramische Fassaden. Daran dürfte der oft fragwürdige Trend zur „Vollverkachelung“ von Fassaden in den 1960er Jahren großen Anteil haben. Und das, obwohl es mit Gebäuden wie Egon Eiermanns Verwaltung der Essener Steinkohlebergwerke auch herausragende Beispiele gibt. Doch die damals üblichen Konstruktionen führten durch mangelnden Wärme- und Feuchteschutz nicht selten zu Schäden wie gerissenen oder abgefallenen Platten. Heute hingegen sind keramische Bekleidungen in Kombination mit einem WDVS für Robustheit und Dauerhaftigkeit bekannt. Mit dem richtigen System und einer fachgerechten Verarbeitung steht der keramischen Gestaltungsvielfalt nichts mehr entgegen.

Kleben statt nur vermörteln
Während keramische Bekleidungen früher mit mineralischen Ansetzmörteln vermörtelt wurden, kommen heute Klebesysteme mit hochvergüteten Dünnbettmörteln zum Einsatz. Sie ermöglichen zusätzlich zu einer mechanischen Adhäsion auch eine physikalische und chemische Verbindung der Keramik mit dem Untergrund. Bei der Verlegung von Riemchen, Fliesen oder Platten an der Fassade wird das kombinierte Verfahren „Buttering and Floating“ nach DIN 18156-1 verwendet. Dabei wird der Klebemörtel sowohl auf den Untergrund als auch auf die Rückseite der keramischen Bekleidung aufgetragen. Durch den beidseitigen Auftrag entstehen weniger Hohlräume unterhalb des Belags. Eine Auflösung des Haftverbunds oder eine Schädigung der Fliesen durch Frost-/Tauwechsel lässt sich auf diese Weise vermeiden. Bei großen, zusammenhängenden Flächen empfiehlt sich eine Abgrenzung durch vertikale Fugen. Um die nötige Diffusion zu gewährleisten, sollte der Fugenanteil mindestens 6 Prozent betragen.

Dämmstoffe für jeden Anwendungsfall
Je nach Gebäudetyp und Brandschutzanforderung kommen verschiedene Dämmstoffe zum Einsatz. Besonders wirtschaftlich ist das Wärmedämm-Verbundsystem weber.therm BK 500 mit Polystyrol-Dämmstoff. Für Hochhäuser und erhöhte Brandschutzanforderungen eignet sich das vollmineralische weber.therm AK 500 auf der Basis von Mineralwolle-Platten. Auch weber.therm plus ultra kann inzwischen mit Klinker-Riemchen versehen werden. Hier sorgt Resol-Hartschaum mit einem Wärmeleitwert von lediglich 0,021 W/mK für besonders schlanke Aufbauten.

Ein spezielles Augenmerk sollte auf die Standsicherheit gelegt werden. Die Dämmplatten müssen im Mauerwerk mit mindestens vier Dämmstoffdübeln pro Quadratmeter befestigt werden. Die Verdübelung erfolgt generell durch das Armierungsgewebe.

Fliesen sind keramische Platten, die heute meist im Trockenverfahren gepresst, glasiert und anschließend gebrannt werden. Eventuelle Maßunterschiede
können im Werk durch exaktes Zuschneiden, das sogenannte Kalibrieren, ausgeglichen werden. Als keramische Bekleidung auf WDVS dürfen Fliesen oder Platten gemäß DIN 18 515-1 verwendet werden. Sie müssen frostbeständig sein und dürfen eine Fläche von je 0,09 m2 und die Kantenlänge von 0,3 m nicht überschreiten.

Riemchen, auch Flachverblender genannt, geben dem Gebäude die Anmutung einer Backstein- oder Klinkerfassade. Sie werden entweder speziell für diesen Anwendungsfall hergestellt oder aus massiven Klinkern oder Vormauersteinen geschnitten. Dadurch wird die Ausbildung von Ecken möglich, die den Eindruck eines vollwertigen Mauerwerks vermitteln. Für die Anwendung auf dem WDVS weber.therm AK/BK 500 darf die Dicke der Riemchen 15 mm nicht überschreiten.