DATA & FACTS
KÖPFE-01.05.2015
Zur Person

Seit 1994 führen Dirk Druschke und Bibiana Grosser das gemeinsame Büro Druschke und Grosser Architektur. Die Duisburger Architekten wurden bereits mehrfach für ihre Wohnungsbauprojekte ausgezeichnet, zuletzt mit dem „Deutschen Bauherrenpreis 2014“ sowie beim Wettbewerb „10 Jahre Stadtumbau West NRW“.

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Realismus, Liebe und Sorgfalt

Druschke und Grosser über gelungene Wohnbauarchitektur

Dirk Druschke und Bibiana Grosser über Architektur- und Lebensqualität in Wohnsiedlungen.

Was macht eine gelungene Siedlungsarchitektur aus?

Gute architektonische Gestaltung der Fassaden, funktionierende und gleichzeitig flexible Grundrisse sowie unterschiedliche Angebote im Freiraum für Jung und Alt sind Bausteine für eine hohe Lebensqualität in Wohnsiedlungen. Wenn dann die neue Siedlung noch angemessen in die umgebende Bebauung eingefügt und die Ressourcen innovativ eingesetzt worden sind, ist schon viel erreicht. Wir glauben, dass die Bewohner das Engagement und die Liebe spüren, die Architekten und Planer in ihre Arbeit investieren.Beschäftigen sich Architekten zu wenig mit dem Thema Wohnungsbau?

In den 1990er Jahren und zu Beginn dieses Jahrhunderts stand der Wohnungsbau nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit und der Architekten. Erst durch die große Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen in Ballungszentren und den starken Trend zu Eigentumswohnungen rückte der Wohnungsbau wieder stärker in den Fokus. Wohngebäude, die sicher 80 bis 90 Prozent unserer gebauten Umwelt ausmachen, verdienen, dass die Architekten sich intensiver damit auseinandersetzen. Denn mit diesen Gebäuden, den Straßen, dem Quartier, entsteht eine Qualität des Zu-Hause-Seins und ein Gefühl von Heimat in den Städten.

Viele – oft mit Preisen ausgezeichnete – Wohnungsbauprojekte der 1960er und 1970er Jahre werden heute kritisch betrachtet. Welche Fehler wurden gemacht?

Viele Neubauquartiere sind damals im Zeitgeist des Wirtschaftswachstums und in der Hoffnung auf eine moderne und soziale Gesellschaft entstanden. Statt eine urbane Qualität zu schaffen, sind Wohnhochhäuser oder groß-teilige Wohngebäude mit überdimensionierten Freiflächen auf der „grünen Wiese“ entstanden. Bei Projekten in der gewachsenen Stadt hingegen wurde oft der „Genius loci“ nicht berücksichtigt. Nicht erst heute ist klar, dass die großen Utopien von damals gescheitert sind.

Was macht eine gelungene Wohnbauarchitektur heute aus?

Gelungener Wohnungsbau nimmt die Maßstäbe des Quartiers auf und fügt sich gut ein, ohne die Zeit, in der er gebaut worden ist, zu leugnen. Jeder Neubau kann auch ein Gewinn für seine Umgebung sein. Es ist schön, wenn man dies erreicht. Faktoren, die zum Gelingen beitragen, sind innovative Konzepte, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, das Zusammenspiel der Materialien, Barrierefreiheit sowie eine intelligente Raumanordnung.

Welche Rolle spielen Anwohnerbeteiligungen bei Ihren Projekten?

Gerade wenn einzelne Gebäude, die noch bewohnt sind, in einem Quartier abgerissen werden sollen, ist die Art und Weise der Bewohnerbeteiligung von entscheidender Bedeutsamkeit. Wenn die Mieter zu einer sehr frühen Zeit umfassend informiert und ihre Interessen ernst genommen werden, kann dies in der Regel gut gelingen. Wir haben erfahren, dass unsere Umbauplanungen von Bestandsmietern sehr positiv aufgenommen werden – sowohl die Grundrisse als auch die Fassadengestaltung. Auf größere Balkone und bodentiefe Fenster, barrierefreie Wohnungen und Bäder freuen sich viele.

Das Projekt Dilldorfer Höhe wurde als Klimaschutzsiedlung errichtet. Welchen Einfluss hatte das auf Ihre Architekturgestaltung?

Wir haben uns vor allem gefragt, welche gestalterischen Möglichkeiten die notwendige kompakte Bauweise mit einer 30 cm dicken Außendämmung haben kann. Neben der farblichen Gestaltung sind als charakteris-tisches Fassadenelement des gesamten von uns errichteten Quartiers die abgeschrägten Fensterfaschen zu nennen, die zusätzliches Licht in die Räume bringen und die Fassaden auflockern. Selbst die Nordfassaden der Passivhäuser wirken damit freundlicher.