DATA & FACTS
KÖPFE-01.05.2020
Zur Person

Seit 1992 führen Dirk Druschke und Bibiana Grosser das gemeinsame Büro Druschke und Grosser Architektur. In dieser Zeit erhielten sie mehrere Auszeichnungen für realisierte Gebäude und gewannen zahlreiche Architektenwettbewerbe. Sowohl in der Planung als auch während der Bauphase haben die Duisburger Architekten den Wandel und die Zukunftsanforderungen im Blick. 

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Neue Form, neues Material

Druschke und Grosser: Mehrfamilienhäuser entwerfen – damals und heute

Bei der Wohnbebauung geht der Trend für Dirk Druschke und Bibiana Grosser hin zu einer offeneren Architektur. Öffnungen in der Fassade sind dabei zentral.

Frau Grosser, Herr Druschke, beim Vergleich der von Ihnen entworfenen Bauten auf dem ehemaligen Postschulgelände ist eine Entwicklung auszumachen. Was unterscheidet Ihre Bauten von damals und heute?

In den letzten Jahren gab es spürbare Entwicklungen in der Architektur. Es wird heute häufig offener gebaut. Sowohl der Grundriss als auch die Öffnungen in den Fassaden sind großzügiger geworden. Die Materialität und vor allem auch die Nachhaltigkeit der verwendeten Produkte bekommen einen zunehmend höheren Stellenwert. Es wird viel mehr über den ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes nachgedacht. Dabei spielt der Energieverbrauch sowohl während der Baustoffproduktion als auch während des Gebäudebetriebs selbst eine große Rolle.

Zukünftig gehen wir allerdings davon aus, dass aufgrund von Sonneneinstrahlung und Energieverbrauch der Trend zur Offenheit wieder leicht abnehmen wird.

Wie kann eine Fassade architektonisch aufgelockert werden?

Dafür gibt es kein Rezept. Jedoch lassen sich zum Beispiel Fenster horizontal zu Fensterbändern, vertikal zu Gebäudefugen oder in Freiformen verspringend anordnen. Auch das Fassadenmaterial kann eine besondere Wirkung erzielen und je nach Wahl eine ganz andere Geschichte erzählen. Putz eignet sich beispielsweise für horizontale Gesimse; und über Balkone oder Loggien entstehen weitere Fugen oder plastische Volumina. Unsere Architektur wächst von innen nach außen. Die Gebäudehülle muss den Charakter des Baus nach außen verkörpern.

Welche Rolle spielt für Sie Transparenz und Offenheit in Mehrfamilienhäusern?

An den richtigen Stellen kann Transparenz für ein Zusammenleben viel bewegen. Im Hinblick auf die Privatsphäre sind Rückzugsorte in Wohnräumen aber unabdingbar. In öffentlichen Bereichen wie dem Entrée vermittelt Transparenz dagegen ein Gefühl von Sicherheit.

Welchen Einfluss haben Baumaterialien auf das Altern der Architektur?

Im Idealfall schafft das Material ein Bild, das auch nach fünf oder zehn Jahren noch neu aussieht und eine lebendige Patina entwickelt hat. Hierzu müssen die verbauten Produkte werthaltig sein und Verschmutzungen möglichst gering bleiben. Edelkratzputze altern langsamer und schöner. Darüber hinaus können wir mittlerweile immer mehr Bauherren überzeugen, von einer Dämmung auf Polystyrol-Basis abzusehen und stattdessen mineralische Dämmstoffe zu verwenden.

Was müssen Baustoffe der Gebäudehülle im Vergleich zu früher heute können?

Aufgrund des Klimawandels ist es noch wichtiger geworden, dass sie Temperaturschwankungen aushalten. Zudem müssen die Materialien schneller trocknen, da in der Regel eine kurze Bauzeit gefordert wird. Auch im Hinblick auf den Wärme- und Brandschutz haben die Baustoffe höheren Anforderungen zu genügen. Bei Seniorenheimen dürfen mittlerweile gar keine brennbaren Baustoffe mehr eingesetzt werden. Diese Entwicklung ist auch für Wohnhäuser absehbar.

Gab es Besonderheiten während der Bauphase des Mehrfamilienhauses?

Wir haben zur ungünstigsten Jahreszeit gebaut – von Oktober bis Januar. Witterungsbedingt gab es glücklicherweise nur eine kurze Unterbrechung. Solange aber auf Regen und Temperaturen geachtet wird, ist die Verarbeitung kein Problem. Alles ist reibungslos abgelaufen