DATA & FACTS
BAUTEN-03.05.2021
Daten + Fakten

OBJEKT
Georg Göbel Fliesen, Würzburg

BAUHERR
Georg Göbel Fliesen, Würzburg

ARCHITEKT
Sandra Göbel, Raumwerk Architekten, Würzburg

BILDRECHTE
Karl Huber Fotodesign

Damit wurde gebaut

AUSSENFASSADE

ABDICHTUNG / ENTKOPPLUNG
2-K-Dicht-, Entkopplungs- und Klebesystem weber.xerm 844

VERKLEBUNG KERAMIKFLIESEN
Multifunktions-Flex-Kleber weber.xerm 861

VERFUGUNG
weber.fug 877 in Zementgrau


BODEN UND WAND

FLIESENVERKLEBUNG
Multifunktions-Flex-Kleber weber.xerm 861

VERFUGUNG
weber.fug 877 (Boden) und weber.fug 875 BlueComfort (Wand)

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Die Ästhetik des Handwerks

Firmengruppe Göbel gestaltet repräsentativen Unternehmenssitz

Mit Corporate Architecture assoziiert man in erster Linie Unternehmenssitze wie Googleplex, den Vitra Campus oder die Autostadt des Volkswagen-Konzerns in Wolfsburg. Doch wie sieht es abseits dieser spektakulären Gebäude für Mega-Konzerne aus? In einem Würzburger Gewerbegebiet kaufte die Firmengruppe Göbel im Jahr 2015 zwei Lagerhallen, die sie zum Teil als Großraumbüro umgestaltete. Seit 2021 findet hier – in einem weiteren umgenutzten Bereich – die Fliesenabteilung ein neues Zuhause, das nicht nur das Familienunternehmen, sondern auch das eigene Handwerk gekonnt repräsentiert.

Jeder kennt sie – die städtischen Peripherien, in denen meist mittelständische bis kleine Unternehmen angesiedelt sind. So verschieden die Angebote hier auch sein mögen, eines ist ihnen gemein: Die Bebauung folgt keinen städtebaulichen Bezügen oder Vorschriften und ist vom Charakter her funktional. Das Sachliche und Unaufgeregte der Umgebung birgt jedoch auch eine Chance, die sich Architektin und Bauherrin Sandra Göbel bei der Gestaltung der neuen Fliesenabteilung der Firmengruppe Göbel zunutze machte. Gemeinsam mit ihrem Mann Georg Göbel leitet sie das Unternehmen am Standort Heidingsfeld, das bereits 1945 als Maurer- und Fliesenlegerbetrieb gegründet wurde. Im Laufe der Jahre wuchs es stetig um weitere Dienstleistungen aus dem Hoch- und Tiefbau und zählt heute über 200 MitarbeiterInnen.

Werte sichtbar machen

War die Fliesenabteilung bisher wenig prominent zwischen den anderen Bereichen untergebracht, sollte sie nun auf zwei Geschossen ein „eigenes Reich“ bekommen, das ihren Ansprüchen gerecht wird. Denn obwohl das Fliesenlegerhandwerk vor 76 Jahren eine der Keimzellen der heutigen Firmengruppe bildete, war in den bisherigen Räumen nichts davon zu sehen. Daher sollte der neue Gebäudeteil an die Ursprünge erinnern und das widerspiegeln, wofür „Georg Göbel Fliesen“ im eigenen Verständnis steht: die hohe und langjährige Expertise im Fliesenlegerhandwerk, die Nähe zum Kunden sowie das Gespür für eine zeitgemäße, funktionale und gleichzeitig erschwingliche Gestaltung.

Über Mut und Präzision

Die Verbindung zum handwerklichen Ursprung bildet eine Keramikfassade am erneuerten Gebäudeteil. Bereits von Weitem sorgt sie für einen Blickfang: Die glasierten Fliesen stechen mit ihren Oberflächen in Orange, Blaugrün und Mittelgrau deutlich aus der ansonsten unaufgeregten Aluminiumverkleidung hervor. Der orangene Farbton stellt zudem eine Verbindung zum Firmenlogo her.

Doch was in der Planung einfach schien, stellte sich in der Umsetzung als echte Herausforderung dar. Denn abgesehen davon, dass diese Art der Fassade eher Seltenheitscharakter besitzt, wurden die Sonderformate mit anderen Maßen geliefert als geplant. Die Architektin reagierte spontan auf die Situation und entschied, die 250 x 62,5 mm messenden Klinkerriemchen stehend anstatt quer zu verlegen, um eine neue, zeitraubende Fertigung zu vermeiden. Das Ergebnis bestätigt ihren Entschluss: Die stehende Verlegung bricht mit üblichen Sehgewohnheiten und lässt das Gebäude höher wirken.

Der keramische Belag wurde schließlich in Präzisionsarbeit mit einem Multifunktions-Flex-Fliesenkleber aufgebracht – eine zurückhaltende Fuge in Zementgrau rückt die farbige Oberfläche in den Vordergrund.

Großformat trifft Fischgrätmuster

Bei der Gestaltung des Innenraums legte Sandra Göbel Wert darauf, den Besucher*innen die verschiedenen Fliesen, Natursteine und Verlegemuster nicht nur an Ausstellungstischen zu präsentieren, sondern sie in das Gebäude selbst zu integrieren. Daher sah sie in ihrem Konzept neben einem großzügigen Ausstellungsbereich im Obergeschoss auch einen homogenen Materialmix vor: Stahlstützen, Sprossenfenster und –türen sowie Treppengeländer, Möbel und Leuchten aus Metall greifen das industrielle Design des ersten Bauabschnittes auf. Die verschieden gefliesten Böden spiegeln die Farben der Fassade und unterteilen den offenen Grundriss optisch in verschiedene Zonen. Während die Böden von Eingangsbereich und Arbeitsplätzen mit 1,60 x 1,60 Meter großen Feinsteinzeugfliesen in Türkis versehen wurden, sorgt das geflieste Fischgrätmuster im Besprechungsraum sowie im Atrium für einen eindeutigen, bewusst herbeigeführten Kontrast. Denn als Herzstück des Gebäudes versammelt das Atrium mit seinem zweigeschossigen Luftraum nicht nur alle Nutzungen um sich, sondern ist mit seinem großen Besprechungstisch aus Eichenholz auch der repräsentative sowie identitätsstiftende Treffpunkt aller Firmenzweige, MitarbeiterInnen und KundInnen. Während sich die Außenanlagen noch in der Ausführung befinden, herrscht im Gebäude schon reges Treiben. Wer hier eintritt, den erwartet eine Fortführung dessen, was die Keramikfassade bereits ankündigt: ein inspirierendes Design, das Möglichkeiten eröffnet, ohne dabei marktschreierisch zu wirken. Vielmehr macht es neugierig und vermittelt auf zeitgemäße Weise die Werte des traditionsreichen Familienunternehmens.